Ava Farmehri: „Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen“ - Rezension von Sandra Falke

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Kanadisch-iranische Autorin Ava Farmehri reißt Leser:innen mit ihrem neuen Roman in ein stilistisches Fegefeuer von ungewöhnlichster Beschaffenheit. Wie fühlt es sich an, in einem iranischen Gefängnis auf die Todesstrafe zuzugehen – und welche Familienmitglieder hat die blutjunge Protagonistin wirklich auf dem Gewissen? Bereits der Unheil verkündende Titel „Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen“, der in der Originalsprache noch um einiges gelungener ist (Through The Sad Wood Our Corpses Will Hang), deutet auf eine finstere Lektüre hin. Der erste Satz – “Sie werden mich töten” – verdeutlicht diesen Eindruck nur. Teheran, 1999. Sheyda sitzt im Gefängnis und wartet auf die Todesstrafe – sie habe ihre Mutter getötet. Das Buch ist stilistisch ebenso ungewöhnlich wie seine Heldin – die Erzählung erinnerte mich vom Ton her an „Die Metaphysik der Röhren“ von Amélie Nothomb, und für eine kurze Zeit klang die schelmisch-dämonische Stimme von Oskar Matzerath aus den Zeilen heraus. Denn dass es sich um eine Antagonistin handelt, wird Leser:innen zu Beginn des Romans mehr als überzeugend vermittelt. Ava Farmer lebt in Kanada. Sie ist im Nahen Osten aufgewachsen, umgeben von Büchern, Katzen und Krieg. Sie liebt Bücher. Sie liebt Katzen. Sie hasst Krieg. Sie hasst Krieg leidenschaftlich. Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen ist ihr erster veröffentlichter Roman. Sie schreibt unter Pseudonym. Sonja Finck, geboren 1978 in Moers, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf. Inzwischen lebt sie als literarische Übersetzerin in Berlin und Gatineau (Kanada). 2019 wurde sie mit dem Eugen-Helmlé-Preis ausgezeichnet.

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