Interview: Uwe Kullnick spricht mit der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Ingvild Richardsen über Münchner Frauenrechtlerinnen, Künstlerinnen und Schriftstellerinnen von 1894-1933
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Ingvild Richardsen war 2018 Kuratorin der Ausstellung “Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894-1933” in der Monacensia im Hildebrandhaus. Sie ist Dozentin an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Pilot Projekt Telito am Literaturschloss Edelstetten e.V. / Vorsitzender und Leitung Prof. Dr.Klaus Wolf (Lehrprofessur für Literatur in Bayern). Zusammen mit Prof. Dr. Waldemar Fromm (Arbeitsstelle für Literatur in Bayern) gibt sie die Reihe Vergessenes Bayern heraus. Neueste Publikationen: Leidenschaftliche Herzen, feurige Seelen« Wie Frauen die Welt veränderten Ingvild Richardsen erzählt in ihrem Buch die aufregende Geschichte eines vergessenen Kapitels deutscher Emanzipationsbewegung. 1890 ist München eine Stadt im Aufbruch. Hier entsteht eine Frauenbewegung, die das Fenster zur Moderne aufstößt. Weg mit dem Mief des Wilhelminismus! Neue Rollen von Frau und Mann werden ausgetestet, neue Lebensmodelle und neue Formen der Sexualität gelebt. Im Zentrum stehen Künstlerinnen und Bestsellerautorinnen – Anita Augspurg, Sophia Goudstikker, Gabriele Reuter, Emma Merk, Carry Brachvogel –, die ihre progressiven Ideen europaweit verbreiten. Auf dem ersten Frauenkongress werden 1899 Forderungen für die Zukunft formuliert – sie bleiben gültig bis heute. voraussichtlich ab dem 25. September 2019 im Buchhandel “Evas Töchter” „Modernsein heißt für die Frau ein eigenes Gesetz in der Brust tragen.“ So brachte die Schriftstellerin Carry Brachvogel 1912 die moderne Frauenbewegung, die für gleiches Recht auf Bildung, Beruf und Eigenständigkeit eintrat, perfekt auf den Punkt. Dass München zwischen 1894 und 1933 zum Zentrum dieser Bewegung in Bayern wurde, ist heute kaum mehr bekannt. Damals prägten beeindruckende Frauen wie Anita Augspurg, Emma Merk, Marie Haushofer, Sophia Goudstikker, Carry Brachvogel, Helene Böhlau, Emmy von Egidy und viele mehr als Künstlerinnen und Frauenrechtlerinnen die Stadt. Sie alle waren Mitglied im Verein für Fraueninteressen, dem Flaggschiff der Bewegung. Visionär war ihr Anspruch, eine Erneuerung der Gesellschaft nur gemeinsam, nicht in Gegnerschaft zu den Männern zu erreichen. Der Band „Evas Töchter“ zeigt das Leben und Wirken jener Frauen, die an vorderster Front für die Emanzipation in Bayern eintraten: Bislang unbekannte Fotografien, Briefe, Skizzen und biografische Dokumente ermöglichen intime Einblicke. Texte renommierter Autoren erläutern die historischen Hintergründe. Eine kleine Sensation ist die Erstveröffentlichung des Festspiels „Culturbilder aus dem Frauenleben“, das 1899 zum krönenden Abschluss des ersten Allgemeinen Bayerischen Frauentags aufgeführt wurde.